IMMER MEHR SKANDALE IN GANZ EUROPA!
Von Brüssel bis Venetien: In immer mehr Regionen Europas wird PFAS im Trinkwasser festgestellt. Diese weit verbreitete Verunreinigung verdeutlicht das Ausmaß der alarmierenden Krise. Regierungen müssen dringend Maßnahmen ergreifen, um dieses Problem zu lösen.
PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind eine Gruppe von über 10.000 Chemikalien, die aufgrund ihrer wasser- und fettabweisenden Eigenschaften in verschiedenen industriellen Prozessen und zahlreichen Alltagsprodukten wie Kochgeschirr, Kleidung und Kosmetika eingesetzt werden. Diese „Ewigkeitschemikalien“ bauen sich nur sehr langsam ab und belasten die Umwelt über lange Zeiträume. Sie reichern sich in den Körpern von Menschen und Tieren an, wobei einige der am besten untersuchten Verbindungen dieser Gruppe mit Krebs, Unfruchtbarkeit und Immunsystemschäden in Verbindung gebracht werden.
Humanbiomonitoring-Studien, die Blutproben von Menschen in ganz Europa untersuchten, zeigen: Ein großer Teil der europäischen Bevölkerung ist mit PFAS belastet. Berichte über PFAS im Trinkwasser sind immer häufiger in den Schlagzeilen und schaffen es sogar vor Gericht.
Venetien, Italien: Forderungen nach EU-Maßnahmen gegen PFAS In mehreren Gemeinden in Venetien, Italien, wurden in einer Studie alarmierende PFAS-Konzentrationen im Trinkwasser und Boden gefunden. Diese stammen von Emissionen des Chemieunternehmens Miteni, das jahrzehntelang PFAS produziert hat. Die Kontamination betrifft heute schätzungsweise 200 Quadratkilometer und bis zu 350.000 Menschen in der Region.
Die Gruppe „Mamme no PFAS“ (Mütter gegen PFAS) setzt sich für Maßnahmen gegen die PFAS-Belastung ein und hat bereits mehrere Demonstrationen organisiert. Bei einer Kundgebung in Brüssel im Oktober 2023 forderten sie die EU-Kommission auf, das PFAS-Problem anzugehen. Eine Mutter sagte: „Wir sind Mütter aus Venetien, die mit PFAS belastet sind. Wir haben diese Ewigkeitschemikalien an unsere Kinder weitergegeben. Unsere und ihre Gesundheit sind dadurch bereits unwiederbringlich beeinträchtigt.“
Brüssel, Belgien: PFAS-Kontamination in der Hauptstadt der EU Im November 2023 enthüllte eine Untersuchung des belgischen Senders RTBF, dass über die Hälfte des Trinkwassers in Brüssel mit PFAS belastet ist. Besonders im Europaviertel sind die PFAS-Konzentrationen mehr als 20 Mal so hoch wie im Stadtzentrum und im Nordwesten der Stadt.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfahl 2020 der EU, einen Sicherheitsschwellenwert von 4,4 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Woche für die Aufnahme von vier spezifischen PFAS-Chemikalien festzulegen. Schon bei einem Liter Leitungswasser am Tag würde ein 20 Kilogramm schweres Kind im Europaviertel diesen Wert überschreiten.
Kallinge und Ronneby, Schweden: Gerichtsurteil zur Entschädigung Über 150 Bewohner aus Kallinge und Ronneby, Schweden, klagten gegen ihren Wasserversorger und verlangten Entschädigung für gesundheitliche Schäden durch PFAS-Belastung. Das Trinkwasser war durch PFAS aus Feuerlöschschäumen, die bei Luftwaffenübungen verwendet wurden, kontaminiert. Die PFOS-Konzentrationen im Blut der Einwohner gehören zu den höchsten weltweit, obwohl PFOS seit 2009 global eingeschränkt ist. PFOS beeinträchtigt das Hormon- und Fortpflanzungssystem, das Immunsystem und fördert bestimmte Krebsarten. Das Gericht entschied zugunsten der Kläger und sprach ihnen erstmals eine Entschädigung zu.
Salindres, Frankreich: Hohe PFAS-Werte im Wasser Am 6. Februar 2024 veröffentlichte die französische Umweltschutzorganisation Générations Futures einen Bericht über erhebliche PFAS-Kontaminationen in Oberflächen- und Trinkwasser in und um Salindres. In dem Dorf befindet sich eine der fünf PFAS-Produktionsstätten Frankreichs. Générations Futures fand in Wasserproben unter anderem Trifluoressigsäure (TFA) in möglicherweise weltrekordhohen Konzentrationen. TFA ist mobil und kann sich schnell in der Umwelt verbreiten. Ende 2023 informierte Deutschland die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) über den Plan, TFA als fruchtbarkeitsgefährdend einzustufen. Auch im Trinkwasser der Gemeinden Boucoiran-et-Nozières und Moussac wurden TFA-Konzentrationen nachgewiesen, die den EU-Standard für die Summe aller PFAS um ein Vielfaches überschreiten.
England: Weit verbreitete Trinkwasserverunreinigung In England wurden PFOA und PFOS, verbotene Ewigkeitschemikalien, in Rohwasserproben für die Trinkwassergewinnung gefunden. Beide Chemikalien stehen in Zusammenhang mit bestimmten Krebsarten und Schäden an Immun- und Hormonsystem. In fast 400 aufbereiteten Wasserproben wurden weitere bedenkliche PFAS-Konzentrationen gefunden, die laut der Aufsichtsbehörde für Trinkwasser ein „mittleres Risiko“ darstellen. Wissenschaftler fordern eine zehnfache Senkung des Referenzwerts für PFAS im Trinkwasser des Vereinigten Königreichs, der derzeit bei 100 Nanogramm pro Liter liegt.
Auch in Deutschland ein Problem Die hier aufgeführten Beispiele sind nur ein Ausschnitt der bekannten PFAS-Verunreinigungen. Das Problem ist weitaus größer und auch in Deutschland weit verbreitet. Laut einem Bericht des Umweltbundesamtes vom Juni 2023 sind Gewässer in ganz Deutschland mit PFAS belastet. Anfang 2023 ergab das „Forever Pollution Project“, dass über 1.500 Orte in Deutschland mit PFAS belastet sind, davon mehr als 300 Hotspots mit gesundheitsgefährdenden Konzentrationen.
Dringender Handlungsbedarf Die vielen PFAS-Skandale und Studien über die Auswirkungen der PFAS-Belastung zeigen, dass Europa vor einer schweren Krise steht. Dringende Maßnahmen sind nötig, um weitere Freisetzungen zu stoppen und die Gesundheit von Menschen und Umwelt zu schützen. Die Ewigkeitschemikalien werden auch zukünftigen Generationen schaden, wenn nicht sofort gehandelt wird. CHEM Trust fordert ein Verbot aller PFAS mit minimalen Ausnahmen und Übergangsfristen, um den Einsatz dieser Chemikalien schnellstmöglich zu beenden.